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Kartenlegen mit Tarot – wie hilfreich ist es wirklich?

Einführung

Die meisten verbinden Kartenlegen mit Wahrsagerei. Und die Karten können tatsächlich manche Dinge vorhersagen. Warum? Das kann niemand sicher erklären. Es gibt jede Menge Theorien dazu doch das ist ein Thema für einen anderen Beitrag. Doch wie es schon mit antiken Orakeln waren (z.B. das bekannte Orakel von Delphi) - die Antworten sind zwar immer richtig, aber nicht immer einfach zu verstehen.

In vielen alten Erzählungen fragt man sich manchmal, warum die Leute überhaupt Orakel befragen, wenn die Antworten doch oft zunächst so gar nicht hilfreich sind. Am Ende der Geschichte stellt man jedoch fest, dass die Antworten zutreffend waren. Ob sie hilfreich waren, das steht auf einem anderen Blatt.

Warum man sich die Karten legen lässt

Die meisten Leute gehen zum Kartenlegen, weil sie Probleme haben. Sehr selten kommt jemand um die Karten zu befragen, der glücklich und erfolgreich ist oder einfach zufrieden mit seinem Leben ist.

Sondern die Karten sollen uns in schwierigen Situationen helfen und sollen uns sagen, was die Zukunft bringt. Das ist es, was die meisten sich von einer Kartenlegung wünschen (außer denen, die es schon besser wissen…):

  • Werde ich die große Liebe finden?
  • Wird er zu mir zurückkommen?
  • Werde ich diesen Job bekommen?
  • Gewinne ich jemals im Lotto?
  • Werde ich Kinder haben?
  • Liebt er/sie mich?

All das sind Fragen, auf die viele Menschen sich Antworten wünschen und die häufigsten Fragen sind, mit denen KartenlegerInnen zu tun haben.

Doch jeder, der sich mit dem Tarot beschäftigt hat oder der schon einmal zu einer Tarot-Beratung bei einer erfahrenen und seriösen Kartenlegerin war weiß, dass das so nicht gut funktioniert.

Warum Ja/Nein-Fragen beim Kartenlegen nicht hilfreich sind

Nehmen wir an, Sie fragen die Karten „Werde ich jemals Kinder bekommen?“ und die Karten bzw. die Kartenlegerin gibt Ihnen ein klares „Nein“ zur Antwort.
Ist das wirklich hilfreich?

Entweder Sie glauben es einfach nicht und beschließen, dass Kartenlegen Blödsinn ist.
Dann haben Sie einfach nur Geld verschwendet.

Oder Sie sind am Boden zerstört, geben alle Hoffnung auf und stellen alle Bemühungen in Bezug auf Ihren Kinderwunsch ein.
Man könnte jetzt sagen, diese Antwort ermöglicht es Ihnen, sich auf andere Dinge im Leben zu fokussieren.
Doch möglicherweise wird Sie dabei für immer eine Art nagender Zweifel begleiten: „Was, wenn es gar nicht wahr ist? Hätte ich etwas daran ändern können? Was, wenn ich zu früh aufgegeben habe? Was, wenn ich selbst das Ganze zu einer „self-fulfilling prophecy“ gemacht habe?“

Oder Sie nehmen diese Antwort zwar zur Kenntnis, bleiben aber skeptisch und ändern nichts an sich oder Ihrem Leben.
Dann können Sie irgendwann zwar sagen „Die Tarot-Beratung war zutreffend“ oder eben nicht - je nachdem, ob Sie in ihrem Leben irgendwann ein Kind bekommen.
Aber sie haben damit letztendlich Geld dafür ausgegeben, herauszufinden ob man die Zukunft vorhersagen kann. Das mag die intellektuelle Neugier befriedigen. Für Sie und Ihr Leben hat es aber keinerlei Nutzen gebracht.

Letztendlich sehe ich zwei Gründe dafür, warum es nie eine gute Idee ist, den Karten solche „Ja/Nein-Fragen“ zu stellen:

  1. Selbst dann, wenn man zutiefst davon überzeugt ist, dass Kartenlegen Sinn macht und die Antworten der Karten richtig und zutreffend sind. Letztendlich müssen die Karten immer von jemandem gedeutet werden. Also von Ihnen selbst oder von jemandem, den Sie dafür bezahlen. Die Karten antworten Ihnen nicht in ganzen, klaren und eindeutigen Sätzen. Sondern sie antworten in Form von Bildern und über Bilder transportierte Gefühle, aus denen jemand eine Geschichte entwickeln muss. Das heißt, all diese Deutungen sind immer auch zutiefst subjektiv - also von der Erfahrung, der Arbeitsweise, wie auch der „Tagesform“ desjenigen abhängig, der die Karten deutet.

  2. Doch auch dann, wenn wir theoretisch davon ausgehen, dass die Aussage in unserem obigen Beispiel korrekt war. Ist sie dann hilfreich? Ist unsere Zukunft tatsächlich in jedem einzelnen Punkt vorherbestimmt? Ich denke nicht. Denn das würde dem Leben eine ganze Menge Sinn entziehen. Wozu sich anstrengen? Wofür kämpfen? Warum hoffen? Wenn doch schon alles vorbestimmt ist?
    Das ist keine Lebensauffassung, mit der ich leben könnte.
    Für mich besteht die Zukunft aus unzähligen Möglichkeiten. Und mit jeder der vielen kleinen Entscheidungen, die wir tagtäglich treffen, entscheiden wir uns für einen bestimmten Möglichkeitspfad. Darum werden die Möglichkeiten auch immer weniger, je kürzer der Zeithorizont ist, über den wir reden. Und das ist der Grund, warum Vorhersagen immer genauer werden, je kürzer der entsprechende Zeitraum ist.
    Diesen Möglichkeits-Pfad kann man sich vorstellen wie einen großen Baum mit jeder Menge Ästen und Zweigen. Stellen wir uns eine Ameise vor, die den Stamm hinaufkrabbelt. Niemand kann vorhersagen, wo Sie am Ende herauskommen wird. Denn sie muss sich nun immer wieder neu entscheiden, auf welchen Ast, auf welchen Zweig sie weiter krabbelnd möchte. Und jede dieser Entscheidungen verkleinert die Anzahl der weiteren Möglichkeiten ein bisschen und das macht die Vorhersage immer einfacher. 

Wodurch sich gutes Kartenlegen auszeichnet

Mary Greer trifft es in ihrem Buch „21 Ways to Read a Tarot Card“. Sie schreibt: „The success of a reading depends not on the facts but on its effect on the querent, its power to move and change a person in a beneficial way.“.
Auf deutsch übersetzt „Der Erfolg einer Kartenlegung hängt nicht von den Fakten ab, sondern von ihrer Wirkung auf den Fragesteller, von ihrer Kraft, einen Menschen zu bewegen und positiv zu verändern.“

Das heißt, es geht nicht darum, ob man Wochen oder Monate oder Jahre später sagen kann „Wow, alles was sie gesagt hat, ist eingetroffen!“. Natürlich ist das beeindruckend und natürlich sind wir alle immer wieder fasziniert davon, wenn die Karten uns bestimmte Dinge exakt vorhergesagt haben (was absolut möglich ist!).

Trotzdem sollte das nicht das Ziel oder der Grund für eine Beratung mit den Tarotkarten sein.

Sondern nach einer guten Tarot-Beratung sollten Sie sich gestärkt fühlen. Sie sollten mehr über die Situation wissen, in der Sie sich befinden und darüber, wie die Dinge sich möglicherweise entwickeln werden. Sie sollten die Dinge, mit denen Sie sich während der Beratung beschäftigt haben, aus einer neuen Perspektive sehen, Sie sollten mehr Klarheit über das Thema haben und Sie sollten wissen, was Sie nun tun können, um entweder

  • Positive Tendenzen, welche die Karten aufgezeigt haben zu unterstützen und zu nutzen,
    und/oder
  • Negative Tendenzen, welche die Karten aufgezeigt haben zu erkennen und Ideen zu haben, wie Sie die Wahrscheinlichkeiten zu Ihren Gunsten verändern können.

Um zu unserem obigen Beispiel zurückzukommen:
Bei einem guten Reading, könnte diese Frau vielleicht die Information bekommen, dass Ihr Kinderwunsch mit einigen Schwierigkeiten verbunden sein wird. Aber sie sollte dabei auch etwas über die möglichen Gründe dafür erfahren und darüber, was sie dafür tun kann, damit die Dinge sich besser entwickeln.
Auf diese Weise geht sie gestärkt aus der Beratung, hat Ideen und Möglichkeiten erkannt, weiß, mit welchen Herausforderungen sie es möglicherweise zu tun haben wird und kann sich auf diese Weise darauf vorbereiten.

Eine solche Beratung kann ihr daher eine echte Hilfe in ihrer Situation sein.

Wie man von den Tarotkarten hilfreiche Antworten bekommt

Um diese Informationen zu bekommen, ist es aber nötig, dass die Fragende zunächst ihre Frage ändert.
Anstatt einfach nur zu fragen „Werde ich jemals Kinder bekommen?“ (eine Frage, welche die oben beschriebenen Probleme mit sich bringt), könnte sie z.B. fragen

  • „Was kann ich tun, damit sich mein Kinderwunsch erfüllen kann?“ oder
  • „Was hat mich bisher daran gehindert, Kinder zu bekommen? oder ganz allgemein
  • „Was muss ich in Bezug auf meinen Kinderwunsch wissen?“.

Kurz gesagt: Anstatt „Ja/Nein-Fragen“ sollte sie offene Fragen stellen.

Denn die Antworten auf solche Fragen führen zu Antworten, die hilfreich sind. Die uns Möglichkeiten aufzeigen, was wir verändern können. Die uns Dinge über uns selbst sagen können, die wir bisher vielleicht übersehen haben (oder nicht sehen wollten). Die uns zeigen können, welche Herausforderungen wir zu bewältigen haben, bevor sich unser Wunsch erfüllen kann.

Wenn man mit solchen Fragen beim Kartenlegen arbeitet, dann hat man nach einer solchen Sitzung ein gutes Gefühl. Selbst dann, wenn die Antworten auf mögliche Schwierigkeiten hingewiesen haben. Aber man fühlt sich gestärkt, weil man hilfreiche Antworten erhalten hat. Weil man daran erinnert wird, dass man selbst sein Leben in die Hand nehmen kann und soll. Und weil die Antworten und Anregungen in vielen Fällen so überraschend zutreffend und passend sind, das man das gute Gefühl hat, dass es da draußen eben doch mehr gibt, „als unsere Schulweisheit uns träumen lässt“.

Nachtrag

Übrigens: Natürlich muss man die Karten nicht immer nur zu den „großen“ Themen des Lebens befragen.
Auch zu den kleinen Entscheidungen und Vorkommnissen des Alltags können wir natürlich die Karten zu Rate ziehen.

Einzige Bedingung: Die Karten sollten immer mit Respekt behandelt werden. Wie eine sehr gute Freundin oder ein weiser Mentor.
Das bedeutet, wir dürfen nicht versuchen, die Verantwortung für jede Entscheidung, für unser ganzes Leben auf die Karten abzuwälzen.

Wer ständig und immer wieder zum Kartenlegen geht oder selbst die Karten befragt, ohne die erhaltenen Ratschläge auch umzusetzen und ohne den Wunsch, sein Leben in die eigenen Hände zu nehmen - der wird mit der Zeit immer weniger von der Tarot-Arbeit profitieren. Es kann natürlich trotzdem Spaß machen, einfach weil es wirklich wunderschöne Kartendecks da draußen gibt. Aber die Antworten werden mit der Zeit weniger tiefgreifend, weniger verständlich und weniger hilfreich werden.

Diese sehr gute Freundin oder dieser weise Mentor werden Ihnen immer freudig mit Rat und Tat zur Seite stehen - wenn Sie sie mit Respekt behandeln, über die erhaltenen Informationen nachdenken und sich darum bemühen, die gegebenen Ratschläge in Ihrem Leben umzusetzen.

Dann kann das Tarot ein Freund fürs Leben sein.