Was Kartenlegen mit Therapie zu tun hat – Die Geschichte von Romina
15. July 2023
Was Kartenlegen mit Therapie zu tun hat – Die Geschichte von Romina
15. July 2023

Kartenlegen rückwärts: Wie man besser verstehen kann, was wirklich hinter dem Kartenlegen steckt

Ich liebe Karten. Ich beschäftige mich unglaublich gerne mit Tarotkarten, Lenormandkarten oder anderen Orakelkarten. Ich weiß nicht, was es ist, was mich daran so fasziniert, aber ich spüre diesen Drang und diese Liebe zu den Karten. Viele Jahre hab ich mich ein bisschen dagegen gewehrt, oder es als dumme Spielerei abgetan. Weil es da immer diesen Teil in mir gab (der immer noch da ist), der die übliche Einstellung zu diesen Dingen hat: Das ist doch alles Blödsinn. Schau dir doch die Leute an, die Kartenlegen anbieten - das kann doch nur unseriös, oder im besten Fall halt total bescheuert sein. Wahrsagerei gibt es nicht. Vergiss den Mist.

Dazu kommt, dass ich mich nicht nur mit Dingen wie Kartenlegen und Astrologie beschäftige.
Sondern gleichzeitig einen sehr wissenschafts-orientierten Teil in mir habe, der auch ein Faible für moderne Technik und Science-Fiction hat. Also nicht unbedingt das, was man sich unter einer “Kartenlegerin” vorstellt.

Doch je länger ich mich mit den Karten beschäftige, desto öfter treffen die Dinge, die ich aus den Karten lese so genau zu, dass es manchmal unheimlich ist. Darum habe ich es nie geschafft, die Karten einfach beiseite zu legen und das Ganze als eine “versponnene Phase” von mir ad acta zu legen.

Aber trotz aller Begeisterung passiert es auch immer wieder, dass ich die Karten entweder einfach nicht verstehe, oder dass meine Deutungen und Vorhersagen schlichtweg falsch sind. Und dann hat diese kleine fiese Stimme, die ich schon erwähnt habe, natürlich wieder die Oberhand und kreischt lauter, als je zuvor “Siehst du! Ich hab wieder mal recht! Alles Lüge! Alles Täuschung!”.

Doch es ist, als wären die Karten sehr gute, alte Freunde von mir, mit denen ich wirklich gerne zusammen bin und die ich einfach nicht hängen lassen will - selbst dann, wenn sie mich manchmal nerven oder enttäuschen.
Darum mache ich weiter.
Nutze die Karten für mich privat.
Nutze die Karten in Beratungen.
Bilde mich weiter. Besuche Webinare. Unterhalte mich in Internet-Foren darüber. Lese Bücher.

Und in einem der vielen Bücher habe ich vor längerer Zeit eine großartige Übung gefunden, die mir die Augen geöffnet hat. Denn wenn wir es mal etwas pathetisch ausdrücken, ist die Kartenlege-Kunst ja eine Methode, mit der wir mit dem Universum, der spirituellen Welt und/oder dem kollektiven Unbewussten in Kontakt treten und kommunizieren können. Vielleicht sprechen wir dabei auch nur mit uns selbst - doch egal wie man es sieht, es ist Kommunikation mit irgendjemandem oder irgendetwas.

Dabei muss man sich aber auch mal klar machen, dass unser Gegenüber, also unser "Gesprächspartner" hier einen verdammt schweren Job hat!
Denn es ist nicht einfach, mit nur 36 Lenormand-Karten (oder 78 Tarot-Karten) all die - oft sehr ungeschickt gestellten - Fragen zu beantworten, die wir so haben.
Egal ob wir wissen wollen, ob wir den Job auf den wir uns beworben haben bekommen, ob wir in unserem Urlaub gutes Wetter haben oder ob unser Partner eine andere hat. Wir erwarten meist, von den Karten eine klare und eindeutige Antwort zu bekommen.
Doch diese Übung zeigt: das ist nicht immer so einfach.

Sie können diese Übung auch selbst machen, wenn Sie zumindest die Standard-Bedeutungen der Lenormand- oder Tarot-Karten kennen.
Die Übung geht so: Suchen Sie sich aus Ihrer Tageszeitung, einer Zeitschrift oder dem Internet ein paar griffige Schlagzeilen heraus. Und dann versuchen Sie, diese Schlagzeile mit Hilfe von 3 oder 5 Lenormand-Karten (oder Tarot-Karten) auszudrücken. Und überlegen Sie, ob Sie umgekehrt auf diese Deutung gekommen wären.
Ich mache das regelmäßig immer wieder.
Und ich kann Ihnen sagen, das ist verflixt kompliziert. Zumindest manchmal.
Ich kenne keine Übung, die besser geeignet ist, sich mit den Karten zu beschäftigen, neues über die Karten zu lernen und sich daran zu erinnern, wie schwierig das manchmal ist, was wir von den Karten verlangen.

Zum Beispiel habe ich kürzlich folgende Schlagzeile genommen: “Dauerregen sorgt beim Open-Air-Kino für Probleme”.
Dazu habe ich drei Lenormand-Karten ausgesucht: Wolken, Garten und Berg.
Die Karte “Wolken” steht meist für Dinge wie Unsicherheit, Verwirrung, schlechte Aussichten und ja - auch wortwörtlich für schlechtes Wetter.
Die Karte “Garten” steht für Öffentlichkeit, Netzwerke, Treffen mit anderen Leuten, Parties, Feste, Veranstaltungen - daher fand ich diese Karte auch passend für etwas wie ein Open-Air-Kino.
Und schließlich der “Berg” der klassischerweise für Probleme, Hindernisse und Blockaden steht - was hier ausgezeichnet passt.
Das war relativ einfach und ich war ganz zufrieden mit mir.
Wären diese Karten bei einer Legung aufgetaucht, wäre meine Deutung vermutlich ziemlich passend gewesen.

Doch die nächste Schlagzeile war schwieriger: “Nach Unwetter werden 5 Leute vermisst”.
Auch hier war meine erste Karte wieder “Wolken” wegen dem schlechten Wetter.
Doch schon die zweite Karte war tricky. Denn es gibt eigentlich keine Karte für “mehrere Leute”. Es gibt Personen-Karten, die jedoch immer für eine bestimmte Person stehen. Und es gibt “Garten”, das für Treffen von mehreren Leuten steht - aber eigentlich nicht einfach nur für mehrere Personen. Trotzdem habe ich mich wieder für “Garten” entschieden.
Und schließlich das Wort “vermisst” - wie kann man das ausdrücken? Vielleicht mit “Buch”? Denn das Buch kann neben Information und Wissen auch für Geheimnisse stehen. Oder der Karte “Fuchs”? Denn der Fuchs steht für Betrug, Diebstahl, oder Dinge die nicht so sind wie sie scheinen. Oder die “Mäuse”? Die für Diebstahl, Verringerung oder Verfall stehen?
Dann vielleicht tatsächlich die Mäuse, weil hier etwas nicht mehr da ist, was da sein sollte.
Dann wären wir also bei Wolken - Garten - Mäuse.
Aber hätte ich das bei einer Deutung tatsächlich übersetzt mit “Nach Unwetter werden 5 Leute vermisst?”
Ich denke nicht.
Vielleicht wäre etwas wie “Schwierigkeiten bei einem Treffen die zu Verfall und Krankheit führen” herausgekommen. Oder “Eine miese Party, bei der danach alle krank werden”.

Nicht ganz einfach, oder? Immerhin wäre klar geworden, dass irgendwas nicht gut läuft und dass es vermutlich mehrere Leute betrifft. Und wenn die Frage gut gestellt war, wäre vermutlich auch eine zumindest halbwegs treffende Deutung dabei herausgekommen.
Trotzdem.
Diese Übung hat mir die Augen geöffnet. Mir wurden dadurch gleich mehrere Dinge klar.

Zum einen habe ich verstanden, dass die Karten ein Werkzeug sind, aber eben kein perfektes. Selbst wenn alle Antworten vorhanden sind - manche Dinge sind mit den Karten nur schwer mitzuteilen.

Ich verstehe jetzt besser, warum alle erfahrenen (und seriösen) Lehrer und Autoren in diesem Bereich immer wieder betonen, wie grundlegend wichtig dabei Übung und Erfahrung ist. Denn es genügt einfach nicht, die Standardbedeutungen auswendig zu lernen. Nur durch ständiges Üben und durch Erfahrung kann man irgendwann lernen, dass der Garten auch mal für ein Open-Air-Kino stehen kann und dass die Mäuse auch vermisste Personen symbolisieren können. Zumindest für mich.

Denn das ist das nächste was ich dadurch verstanden habe: Die Karten selbst haben ja keinerlei Bedeutung. Sie sind einfach ein Stück Karton mit einem Bild darauf. Und die Standardbedeutungen wurden eben irgendwann von irgendwem festgelegt. Damit das Ganze eine gewisse Struktur hat. Diese Grundbedeutungen kann ich übernehmen - muss ich aber nicht. Wichtig ist, was die jeweilige Karte für MICH bedeutet. Und wenn Mäuse für mich eben auch bedeutet kann, dass etwas oder jemand vermisst wird. Dann ist das eben so. Doch das Universum (oder mit wem auch immer wir beim Kartenlegen kommunizieren), wie auch ich selbst muss wissen, dass die Karte “Mäuse” für mich diese Bedeutung haben kann.
Und genau deswegen ist üben so unglaublich wichtig.

Mir ist durch diese Übung auch klarer geworden, warum es so entscheidend ist, klare und eindeutige Fragen zu formulieren, die mithilfe der Karten überhaupt sinnvoll beantwortet werden können!

Und schließlich sehe ich nun auch deutlicher, dass die Intuition, sowie das Einfühlungsvermögen beim Kartenlegen mindestens genauso wichtig sind, wie die Karten selbst. Tatsächlich kann jeder das Kartenlegen bis zu einem gewissen Grad lernen. Zumindest die Grundbedeutungen der Karten und wie man sie auslegt.
Doch wie treffend die Deutungen sind, das ist eine andere Frage. Kartenlegen ist nichts, was man ausschließlich aus Büchern lernen kann.
Bücher sind ein Anfang.
Doch dann muss man üben. Immer und immer wieder. Am besten jeden Tag.
Ähnlich wie ein Musiker, der immer und immer wieder üben muss, um wirklich gut zu sein.

Und das geht nur, wenn man die Karten und die Arbeit mit den Karten wirklich mag.
Diese Voraussetzung trifft bei mir auf jeden Fall zu. 😊